Emanuelstiftung gegen sexualisierte Ausbeutung - für Demokratie und Menschenwürde

Offizielle Definition

 

 

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Anmerkung zur Begrifflichkeit:

In der weithin verbreiteten und insbesondere auch von offizieller staatlicher Seite genutzten Definition ist die Rede von "organisierter sexualisierter" sowie "ritueller" Gewalt (s.u.).

Diese Bezeichnungen sind seit längerem etabliert, jedoch trifft speziell der Begriff der "rituellen Gewalt", davon sind wir überzeugt, nur unzureichend den Kern dessen, was diese Gewaltform so besonders zerstörerisch macht: Unseres Erachtens ist als Kriterium nicht entscheidend, ob und in welcher Form bestimmte Rituale oder rituelle Charakteristika bei der erlittenen Gewalt einen Rolle spielen. Ebensowenig ist ein solcher Gewaltkontext beschränkt auf Glaubensrichtungen, bei denen rituelle Elemente besonders im Vordergrund stehen.


Vielmehr gilt unser Fokus ganz generell jenen Menschen, die von klein auf massivem Machtmissbrauch ausgesetzt sind, oft beginnend in der Familie bzw. durch enge Bindungspersonen und fortgesetzt durch weitere, an die sie weitergereicht und "verkauft" werden. Dabei zielt diese Art von Machtmissbrauch regelmäßig darauf ab, Kinder an das Ertragen brutalster Gewalttaten zu "gewöhnen" bzw. sie dafür zu "trainieren", sie also zuallererst ihrer Menschenwürde und anderer grundlegender Rechte zu berauben, um sie anschließend sexuell auszubeuten. Das setzt sich oft im Erwachsenenalter im Bereich von Zwangsprostitution weiter fort, sofern es den Betroffenen nicht gelingt, sich aus den gewaltvollen Strukturen lösen. Sind sie zusätzlich innerhalb einer autoritären Ideologie, Religion, "Familientradition" o.ä., also einer "geistig-spirituellen Subkultur" aufgewachsen und dort extremen Formen von Manipulation, Einschüchterung und Gewalt ausgesetzt, finden sie häufig noch schwerer Hilfe, als dies ohnehin der Fall wäre.


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"Als organisierte sexualisierte Gewalt bezeichnet man die systematische Anwendung schwerer sexualisierter Gewalt in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt durch mehrere Täter und/oder Täterinnen oder Täternetzwerke. Häufig ist sie mit kommerzieller sexueller Ausbeutung, wie zum Beispiel Zwangsprostitution oder der Herstellung von Missbrauchsdarstellungen verbunden.
Dient eine Ideologie als Begründung oder Rechtfertigung von Gewalt, bezeichnet man dies als rituelle Gewalt. Eine solche Ideologie kann religiös sein und beispielsweise im Kontext von Sekten und Kulten vorkommen oder sich aus einer politischen Überzeugung, zum Beispiel in rassistischen oder faschistischen Gruppierungen, ableiten.

 

Organisierte sexualisierte oder rituelle Gewalt beginnt oft schon in früher Kindheit

Die Mehrzahl von Betroffenen, die sich an die Unabhängige Aufarbeitungskommission, das UBSKM-Amt sowie das Hilfe-Telefon berta wenden, berichten, dass sie über ihre Eltern oder Pflegeeltern in organisierte Strukturen vermittelt wurden. Zum Teil sei bereits die Elterngeneration in der bestehenden Gruppierung und den einhergehenden vielfältigen Gewaltformen groß geworden. Die sexuelle Gewalt habe in frühester Kindheit begonnen und oftmals bis ins Erwachsenenalter angedauert. Betroffene beschreiben Hierarchien innerhalb der Gruppe, wobei in der Regel Männer die Führungsebene bilden. Von großer Bedeutung waren strikt einzuhaltende Schweigegebote und das tadellose und unauffällige Auftreten nach außen.

Die Betroffenen haben im Erwachsenenalter mit vielfältigen und erheblichen Folgen zu kämpfen. Sie sind häufig körperlich stark beeinträchtigt und leiden unter Traumafolgestörungen, wie etwa einer Dissoziation. Darüber hinaus wird ihnen oft nicht geglaubt, dass der Missbrauch in diesem Kontext stattgefunden hat. Zudem werden Betroffene, die sich aus diesen Gewaltstrukturen lösen wollen, oftmals unter Druck gesetzt, erpresst und verfolgt.

Weitere Informationen zum Thema organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt erhalten Sie auf dem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch."


Quelle: Website der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des Sexuellen Kindesmissbrauchs 


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