Emanuelstiftung gegen sexualisierte Ausbeutung - für Demokratie und Menschenwürde

Aktuelle Stellungnahmen zur kontroversen Diskussion zu ORG

 

Zu der immer wieder aufgebrachten Diskussion um die Glaubwürdigkeit Betroffener von organisierter sexualisierter bzw. ritueller Gewalt sowie die Arbeit der ihnen zur Seite stehenden Helfenden schließen wir uns mit Nachdruck folgenden Stellungnahmen an.


Stellungnahme der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UKASK) zur pauschalen Infragestellung von Betroffenen sexuellen Kindesmissbrauchs in organisierten und rituellen Strukturen vom Juli 2023:


"Die aktuelle Diskussion über sexuellen Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen wirkt wie ein Déjà-vu: Es ist noch keine drei Jahrzehnte her, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt im familiären Kontext mit der massiven Infragestellung ihrer Glaubwürdigkeit zu kämpfen hatten. Ihre Berichte wurden damals ebenfalls mit der Verallgemeinerung abgewehrt, es handle sich um die Beeinflussung durch Beratung und Therapie.
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs nimmt vor diesem Hintergrund die generelle Infragestellung von Berichten über organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt mit Sorge wahr. Die bisherige Aufarbeitung dazu macht eines deutlich: Betroffene, die zu organisierten und rituellen Gewaltstrukturen sprechen, haben es bis heute besonders schwer, gehört und anerkannt zu werden. (...)"


Stellungnahme des Betroffenenrates bei der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung (UBSKM) vom April 2023 zum Thema Organisierte Sexualisierte und Rituelle Gewalt:

 

"(...)Rituelle Gewalt ist ein vermeintlicher letzter Strohhalm, der zur allgemeinen und persönlichen Diskreditierung von Betroffenen, professionellen Unterstützer*innen und Wissenschaftler*innen herhalten kann. Wer sich auch nur minimal um eine differenzierte Darstellung bemüht, dem wäre das so kaum noch möglich.(...)"


Das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland äußert sich angesichts mehrerer erfasster Fälle von ritueller Gewalt in der evangelischen Kirche (s. Abschlussbericht der ForuM-Studie vom Januar 2024, S. 430) in einer auf Anfrage verschickten Pressemitteilung vom Juli 2023 so:


"Angesichts der Presseberichterstattung zum Thema der organisierten und rituellen sexualisierten Gewalt stellt das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD fest, dass das „Prinzip der Zeugenschaft“ betroffener Personen für seine Arbeit zentral und leitend ist. Das bedeutet, dass die Schilderungen betroffener Menschen über die an ihnen verübte sexualisierte Gewalt grundsätzlich ernstgenommen werden. Dazu gehören auch die Zeugnisse von betroffenen Personen über Taten organisierter und ritueller sexualisierter Gewalt. Die jeweils spezifischen und persönlichen Erfahrungen Betroffener und die daraus abzuleitenden strukturellen Schritte stehen im Fokus.
Darüber hinaus betont das Beteiligungsforum, wie wichtig es ist, gute Standards in Traumatherapien einzuhalten und, wo dies nicht geschieht, diese einzufordern. Fragwürdige Therapieformen oder gar Manipulationen in einer Therapie lehnt das Beteiligungsforum wegen der damit verbundenen Schädigung betroffener Personen entschieden ab. Die berechtigte Forderung nach guten Standards in der Traumatherapie darf jedoch nicht zur grundsätzlichen Negierung der Unrechtserfahrungen betroffener Personen als „Verschwörungstheorie“ führen. In diesem Sinne unterstützt das Beteiligungsforum die Stellungnahme der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs und ruft zu einem offenen und interdisziplinären Dialog ohne pauschale Diskreditierungen auf."



Wir verweisen zusätzlich auf 

- die vom Verein Lichtstrahlen Oldenburg e.V. gesammelten, sehr eindrucksvollen Offenen Briefe mutiger Betroffener

- die Stellungnahme des renommierten Schweizer Spezialisten für die Diagnostik und Therapie von Traumafolgestörungen Jan Gysi zu unhaltbaren Vorwürfen in den Medien 

- die Stellungnahme der GPTG (Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung) zur Diskussion um rituelle Gewalt

- die Gemeinsame Stellungnahme der BKSF (Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung), der DGfPI, des bff und der BAG Forsazur Diskussion um organisierte sexualisierte und/oder rituelle Gewalt

- das Versachlichungspapier "Organisierte und rituelle Gewalt" des Fachverbands Traumapädagogik 

- die Stellungnahme der DGTD (Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation)

- die Fachinformationen der DeGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychotraumatologie) zu organisierter sexualisierter Gewalt

- die Stellungnahme von frauenzimmer e.V. Bad Segeberg und 14 weiteren norddeutschen Fachberatungsstellen zur Diskussion um organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt




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