Emanuelstiftung gegen sexualisierte Ausbeutung - für Demokratie und Menschenwürde


Emanuelstiftung
gegen sexualisierte Ausbeutung -
für Demokratie und Menschenwürde

Willkommen auf unserer Webseite!


Eine wichtige Bitte vorweg: Was hier thematisiert wird, kann für manche Menschen ein hohes Triggerpotenzial enthalten und generell sehr aufwühlend bzw. verstörend sein. Sollte das auf Sie zutreffen, beschäftigen Sie sich bitte mit den Inhalten nicht oder nur in hilfreicher Begleitung. Dass Sie gut für sich sorgen, ist uns ein großes Anliegen.

 


 

Wir leben in Deutschland und weiten Teilen Europas in einer auf Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Pluralität und Menschenwürde gegründeten Gesellschaft, für die wir zu Recht dankbar sind. Und die es ohne Wenn und Aber gegen alle Bedrohungen zu erhalten und zu verteidigen gilt, nicht zuletzt als Lehre aus den unheilvollsten Teilen unserer eigenen Geschichte.

Und doch werden auch in unserer vermeintlich sicheren Mitte Kinder, Jugendliche und Erwachsene - so legen es schon die offiziellen Zahlen ohne Einbeziehung des Dunkelfelds nahe - immer wieder in sadistischer Weise erniedrigt, sexuell ausgebeutet, psychisch wie physisch gequält und mitunter sogar ermordet. Und das nicht erst seit gestern, auch nicht erst seit Erfindung des Internets.

Zum Teil beginnt die Gewalt in sehr frühem Alter unter Mitwirkung nächster Verwandter: Der familiäre Nahbereich ist entgegen allem, was er eigentlich sein sollte, für etliche Menschen der gefährlichste Ort überhaupt. Sie werden dort Opfer psychischer, physischer, sexualisierter und spiritueller Gewalt.

Manchmal werden sie aber auch "weitergereicht", an andere Täter*innen "verkauft" (via Internet oder auch direkt) - und für diese Zwecke, so unbegreiflich das auch klingt, von klein auf konditioniert. Je ideologisch abgeschotteter ein Kind aufwächst (z.B. in engen religiösen oder weltanschaulichen Gruppierungen bzw. Sekten), je geschickter die Täter*innen ihr gesellschaftliches Doppelleben und das des Kindes zu tarnen imstande sind, umso weniger Chancen hat es auf Hilfe. Manches, was Aussteiger*innen aus diesen Gewaltstrukturen berichten, ähnelt in erschütternder Weise dem bewährten Grundprinzip totalitärer Unrechtsstaaten und mafiöser Organisationen: Völlige Entmenschlichung und Isolation der einzelnen Person, Erziehung zum "Kadavergehorsam" gegenüber einer höheren Macht (verkörpert durch den jeweiligen Meister/Boss/Diktator/Guru), verbunden mit lebenslangen Schweigegeboten und der Verfälschung von Tatsachen. 




„Tyrannische Gesellschaften werden regiert mit den Regeln von Über- und Unterordnung. Diese Regeln sind recht einfach: Die Starken tun, was sie wollen, weil sie es können. Die Schwachen und Verletzlichen ordnen sich unter. Außenstehende bleiben aus Angst still, schauen bewusst weg oder unterstützen freiwillig die Mächtigen. Diejenigen, die Widerstand leisten, riskieren extreme Bestrafung: Schläge, Haft, Folter oder Hinrichtung.

Diese Grundregeln funktionieren in etablierten Diktaturen, in absoluten Monarchien sowie in Gegenden, die von kriminellen Banden oder paramilitärischen Gruppen beherrscht werden. Sie funktionieren ebenso im Umfeld von Sklaverei, Menschenhandel und Prostitution, innerhalb einiger religiöser Kulte, und nur allzu oft innerhalb von Familien.“


Judith Lewis Herman, MD, „Truth and Repair: How Trauma Survivors Envision Justice”, Basic Books, New York 2023, S. 26 (Übersetzung von uns) 




Und so kann gerade sexualisierte Ausbeutung und Folter immer wieder geschehen, ohne dass den Betroffenen jemand glaubt und entscheidend zur Hilfe kommt. Für Außenstehende ist das Ausmaß der Gewalt selten erkennbar, und wenn etwas auffällt, ist es oft nicht leicht, gute Schritte dagegen zu unternehmen. 

Die Täter*innen stammen dabei, auch das zeigen Kriminalstatistiken ebenso wie Betroffenenberichte, aus allen Kreisen bzw. Schichten der Gesellschaft. Nicht selten gibt es hierbei sogar familiäre Traditionen, d.h. Traumata werden an die nächsten Generation weitergegeben. Täter*innen bedienen sich massiver Manipulation (u.a. durch Bindungstraumatisierung - Näheres dazu hier), extremer psychischer und physischer Gewalt und setzen alles daran, dass ihre Taten unsichtbar und ungestraft bleiben.




"Die Kinder werden eigentlich von früh auf konditioniert, sexualisiert - die wachsen so auf."

 

"In diesem Fall würden wir sagen: Das Mädchen weiß, was auf sie zukommt. Das ist nicht das erste Mal."

 

"Berührend fand ich, als wir dann mit einer Mutter zusammen ein geschädigtes Kind vernommen haben, wo wir auf Video hatten, dass der Vater es brutalst missbraucht und vergewaltigt hatte, und das Kind dann dem vernehmenden Beamten gesagt hat: Wo ist der Papa, wo ist der Papa, ich will zum Papa!"

 

"Die versuchen auch, die Kinder sehr früh an diese sexuellen Handlungen zu gewöhnen, sie für sich selbst zu sexualisieren."

 

"Die nennen es immer ‚erziehen‘... die steigen dann tatsächlich mit dem Tag der Geburt und auch schon vorher damit ein, wie man diese Kinder ‚erziehen‘ kann, dass sie diese sexuellen Handlungen über sich ergehen lassen."

 

Zitate ermittelnder Beamt*innen im Missbrauchskomplex Bergisch-Gladbach aus der WDR-Doku "So jagt die Polizei pädophile Täter" (2022)






Die Emanuelstiftung engagiert sich für diese körperlich, aber vor allem auch seelisch zutiefst verletzten Menschen, die es irgendwie geschafft haben, all das Grauen zu überleben - und aus dem destruktiven System auszubrechen. Sie sind dringend auf mitmenschliche, juristische, psychosoziale und therapeutische Unterstützung angewiesen, und sofern sie den gewaltvollen Strukturen noch nicht entkommen sind, auf Schutz und tatkräftige Hilfe, welche ihnen einen Neuanfang in Sicherheit ermöglicht.

 

Der Name unserer Stiftung soll dabei an einen ganz besonderen Jungen erinnern: Emanuel. Er war ein echtes, lebendiges Kind, dem die Chance zu leben genommen wurde. Sein Name steht stellvertretend für viele andere, denen unfassbare Dinge angetan wurden, die nie hätten passieren dürfen.

Fast alle Überlebenden solcher Verbrechen leiden auch langfristig massiv unter der erlittenen Gewalt, die oft einen Großteil ihres Lebens bestimmt hat. Schlafstörungen und Albträume, heftige Flashbacks, Dissoziation, Panikattacken, unerträgliche Schmerzen, überwältigende Trauer, enorme (gerade auch aufgezwungene) Schuldgefühle, Selbsthass, Hoffnungslosigkeit und ein Leben am Rande des Suizids sind nur einige der Folgen, mit denen diese Menschen auch viele Jahre später noch zu kämpfen haben.




Die Hände vorm Gesicht


Die Hände vorm Gesicht

Wie sonst

Soll Schauen gehn

Wenn nicht

Durch Spalte

Zwischen klammen Fingern


Du kennst von mir nur nichts

Nicht das

Was mich begräbt

Im Licht

Erstarren

Unter tausend Blicken


Und tonnenschwerer Schuld

Die nie

Dem Alltag weicht

Den Kopf

Zerhämmert

Und das Herz zersplittert


Nicht etwas in dir ahnt

Was mich

Nicht atmen lässt

Nur Tod

Nur Sterben

Scheint die Last zu tragen




Und so verschwinde ich

Fast ganz

In tiefer Scham

In ihr

Ersticken

Alle meine Worte


Die Hände vorm Gesicht

Bis du

Von ferne kommst

Und sie

Behutsam

Zwischen deinen lagerst


Sie ruhen aus bei dir

Vielleicht

In mein Gesicht

Bläst Wind

Ganz offen

Und ich kann ihn atmen




Mrs Liberty



Wir möchten dazu beitragen, dass sie nicht alleine bleiben, dass Hoffnung greifbarer und Leid überwindbarer wird. Und dass Kinder wie Emanuel nicht vergessen werden. Allein sind wir mit diesen Anliegen zum Glück nicht. Es gab und gibt eine Vielzahl mutiger, entschlossener Menschen und auch private wie öffentliche Institutionen, die nicht tatenlos geblieben sind. Und im Sinne derer, für deren Recht wir kämpfen, macht es uns Mut, dass der Wert unserer Arbeit inzwischen auch von höchster politischer Ebene anerkannt wird. 

 


 

"Dem Bundespräsidenten ist bewusst, wie wichtig Ihr Engagement für den Schutz Überlebender extremer sexualisierter Gewalt ist. Er dankt Ihnen dafür herzlich und möchte Sie darin bestärken, weiter dafür zu streiten!"
 
Bundespräsident 
Frank-Walter Steinmeier 
in einem Schreiben an die Emanuelstiftung vom August 2021
 
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"Kinder und Jugendliche brauchen Fürsprecher und Menschen an ihrer Seite, die dafür kämpfen, dass ihnen Schutz und Hilfe zukommt, die unsere Gesellschaft und wir alle ihnen schulden. Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen für Ihr Engagement in der Emanuelstiftung besonderen Dank aussprechen." 
 
Der Innenminister des Landes NRW
Herbert Reul
in einem Schreiben an die Emanuelstiftung vom September 2021

 

 

 

Dennoch: Es ist angesichts der Ungeheuerlichkeit dessen, was da täglich "mitten unter uns" geschieht, noch viel zu wenig Aufmerksamkeit und Hilfe vorhanden. Auch denjenigen "Profis" und Privatleuten, die den Mut und die Kraft dazu aufbringen, Betroffenen mit Kompetenz und Empathie zu helfen, möchte die Emanuelstiftung eine Stimme geben und sie bei Vernetzung, Fortbildung und Informationsaustausch unterstützen.

 

Auf den folgenden Seiten finden Sie u.a. mehr Informationen zu diesem Thema, aber auch zu Möglichkeiten, wo Sie sich beraten lassen und wie Sie uns unterstützen können. Wir widmen uns zudem der Diskussion um die Glaubhaftigkeit der Aussagen betroffener Menschen und positionieren uns in deren Interesse mit einem klaren Bekenntnis zu solider, belegbarer Information jenseits von Übertreibung, politischer Instrumentalisierung und Verharmlosung bzw. Leugnung. Auch das halten wir für einen elementar wichtigen Beitrag zu einem menschenwürdigen Diskurs.

 

Vielen Dank, dass Sie mit uns gemeinsam hinschauen!



Dr. Eva Lauer-v. Lüpke ist Juristin und Traumafachberaterin (DeGPT/BAG-PT). Sie leitet die Emanuelstiftung seit ihrer Gründung 2013 als Geschäftsführerin und Vorsitzende des Stiftungsrats.

Mit schwer traumatisierten Menschen zu arbeiten und ihnen mehr Gehör und Gerechtigkeit zu verschaffen, empfindet sie persönlich als großes Vorrecht:


"Ich bekomme immer wieder gesagt, das sei aber ein schweres Thema. Keine Frage. Aber was ebenso stimmt: Man trifft bei dieser Arbeit immer wieder Menschen, für die das Wort heldenhaft eigentlich hätte erfunden werden müssen. Menschen, an denen viel zu viele versagt haben und brutal schuldig wurden. Menschen, denen wirklich niemand in die Wiege gelegt hat, dass es Liebe, Respekt oder sowas wie persönliche Freiheit für sie überhaupt jemals geben kann. Und die trotzdem genau das leben. Die nicht mehr mitmachen, die aussteigen, kreativ werden, sich herauskämpfen, auch wenn es viele Jahre dauert, aus einem mehr als toxischen System von Gewalt und Manipulation. Was für eine Kraft - was für eine Inspiration! Für mich persönlich und für uns alle als Gesellschaft, die so einen Mut und Freiheitswillen mehr braucht als alles andere." 

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